"Siehe, du bist sehr schön" - Tanz - Erotik - Gottesdienst
Liturgischer Tag Tanz auf dem 29. Dt. Evangelischen Kirchentag in Frankfurt

Als ein beeindruckendes Ereignis bewerteten die Verantwortlichen des "Liturgischen Tages Tanz" auf dem 29. Dt. Evangelischen Kirchentag in Frankfurt und zeigten sich hochzufrieden mit dem Verlauf dieser Großveranstaltung. 2400 Menschen hatten in der Halle 6.0 auf dem Messegelände über 2 1/2 Stunden intensiv den eigenen Leib wahrgenommen, sich bewegt und verschiedenste Möglichkeiten von Tanz miterlebt.


Der gesamte Vormittag war in der dieser Messehalle eimer neuen Sensibilität und Kreativität gegenüber der Leiblichkeit gewidmet. Schon um 8.40 Uhr begann ein tänzerisches Warum-up durch Frieder Mann, Tänzer und Religionspädagoge aus Stuttgart. Die für solche Kirchentagszeiten übliche Bibelarbeit übernahmen ab 9.00 Uhr die Tanz-Dozentin der Folkwang-Hochschule (Essen) Nadia A. Kevan, die übrigens auch im Eröffnungs- und Abschlußgottesdienst des Kirchentages auftrat, sowie der Theologe Prof. Dr. Hans-J. Benedict aus Hamburg. Benedicts geist- wie wortreiche Auslegung von Markus 5,21-43 - interessanterweise mit dem Focus auf die Situation verwaister Eltern - wurden von Kevan mit einigen leiblichen Sensibilisierungen unterbrochen.
Um 10.30 Uhr schließlich begann unter der Leitung von Monika Kreutz (Rüdesheim) und der Moderation von Manfred Büsing (Hannover) und Wolfgang Burggraf (Bonn) eine komplexe Liturgie mit dem Thema "Siehe, du bist sehr schön - Tanz - Erotik - Gottesdienst", die sich gewiß erheblich von dem unterschied, was man üblicherweise bei einer Liturgie erwartet. Der in die Teile "Ich - wunderbar und schön geschaffen", "Schön bist du, meine Freundin / mein Freund" und "Wir spüren dich, wenn wir tanzen" gegliederte Gottesdienst hob einerseits darauf ab, bei den Teilnehmenden ein Bewußtsein für die eigene gottgewollte Leiblichkeit zu schaffen, andererseits verschiedene für Liturgien mögliche Tanzstile zu demonstrieren.


  Immer wieder wurden die Teilnehmenden eingeladen, in den eigenen Leib hineinzuspüren oder zusammen mit anderen sensibel zu werden. Verschiedentlich konnten sie selbst Bewegung gestalten oder sich im Tango üben. Schauend partizipieren mochten die Teilnehmerinnen und Teilnehmer bei den in perfekten Vorführungen von orientalischem Tanz durch Ulla Voltz (Groß-Umstadt), der Kontaktimprovisation von Frieder Mann und Susanne Lehrer, von Tango als Beziehungstanz durch Amira Campora und Mauricio Castro (Frankfurt), vom Ballett-Anbetungstanz von Sara Schemann (Dietzingen), dem getanzten Vaterunser von Gisela von Naso und ihrer Gruppe (Frankfurt). Weil zum Leib auch der Kopf gehört und eine solche Liturgie selbstverständlich eine kirchliche Perspektive besitzt, enthielt die Veranstaltung einen dreimaligen Einschub durch kleine Diskussionsrunden unter der Leitung von Wolfgang Burggraf: mit der Landesbischöfin Dr. Margot Käßmann und der Tanztherapeutin Petra Klein, mit der Liturgiewissenschaftlerin Dr. Brigitte Enzner-Probst und dem Regisseur Mathias Behrends und schließlich alle gemeinsam.

Die leibbezogene Tageshälfte inder Messehalle endete mit einem "offenen Tanzen" zu den ohrenbetäubenden, aber mitreißenden Rhythmen der Samba-Gruppe "Sambalon" aus Oestrich-Winkel.
Das verantwortliche Team will nun darauf hinarbeiten, daß ein solcher Liturgischer Tag Tanz zu einer festen Einrichtung im Rahmen der weiten Kirchentage wird, weil nicht nur die Kirchenmusik, sondern auch der Kirchentanz mittlerweile zu einer Konstante im kirchlichen Leben geworden ist.

Verlaufsübersicht des Liturgischen Tages Tanz

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